Ländern
und Iran eingewandert sind,
deren Lebensläufe an den Rand des
zionistischen Narrativ gedrängt wurden. Es
handelt sich um eine verspätete
Korrektur, eine Korrektur kleinen Umfangs,
eine Korrektur, deren Haupteinfluss
der auf das öffentliche
Bewusstsein sein wird; und dennoch – es handelt
sich um eine wichtige
Korrektur, die nicht gering geschätzt werden
sollte. Denn dies ist ja die
heilende Wirkung des Bewusstseins: Es
hat die Kraft, Rückstände aufzulösen, die
Zukunft zu verändern und ein
neues Bewusstsein zu schaffen, das die
Vergangenheit in ein Licht der
historischen Gerechtigkeit
taucht.
Jahrelang
haben die Flüchtlinge der Gemeinden aus den
arabischen Ländern das Gefühl
gehabt, das politische
Establishment des Staates verdränge sie. Es ist
das politische Establishment,
das ihre Spuren in der offiziellen
Geschichtsschreibung verwischt. Scheinbar
waren die Einwanderer aus den
arabischen Ländern nicht stolz auf den
Spuren der ‚Säule aus Feuer und Rauch‘
unseres Volkes geschritten.
Wir müssen zugeben,
dass in dem großen Projekt der Sammlung
der Diaspora im Land Israel, trotz all
seiner vielen und wichtigen
Errungenschaften, das politische Establishment
gesündigt hat – paternalisierend
und arrogant wie es war
gegenüber den Einwanderern aus den arabischen
Ländern. Es ist kein Zufall,
dass wir heute hier unter dem offiziellen Dach
des Establishments im Amtssitz
des Staatspräsidenten in
Jerusalem zusammengekommen sind. Das Anerkennen
von Fehlern ist der erste
Schritt auf dem Weg zu ihrer Korrektur. Und aus
diesem Grund bin ich stolz, als
Präsident des Staates Israel
die erste Veranstaltung zum gesetzlich
festgesetzten Gedenktag für die
Flucht und Vertreibung der Juden aus den
arabischen Ländern und Iran zu
eröffnen.
Die Juden
der arabischen Länder sind als Zionisten
geboren, sie gehören zu Zion.
Es war nicht notwendig, in ihren
Gemeinden die Idee zu verbreiten, sie von der
Wichtigkeit der Rückkehr des
Volkes in sein Land zu überzeugen, von der
Errichtung des Staates und dem Aufbau
des Landes. Ihnen wäre der
‚Uganda-Plan‘ nicht in den Sinn gekommen, denn
für sie war ‚Uganda‘ ja die
Diaspora, nicht die Erlösung. Die Liebe
zu Zion steckte ihnen im Blut und tut
das noch immer. Sie haben sie
mit der Muttermilch aus den Gebeten und
Geschichten ihrer Väter
aufgesogen. Noch vor der Ausrufung des Staates,
und ganz besonders mit seiner
Aurufung, sahen sich die Juden
der arabischen Länder und Irans, eingesperrt in
ihren Ländern, einer Flut an
Einschränkungen und Zusammenstößen,
sowie schutzlos Massakern ausgesetzt, von
den Pogromen in Tripoli bis hin
zu denen in Aden. Viele wurden vertrieben.
Andere hielten die Verfolgungen nicht
aus und mussten ihre Staaten
verlassen; zurück ließen sie ihr ganzes Leben,
Erinnerungen, die Gräber ihrer
Väter, Sprache, Besitz und
Kultur.
Viele Jahre
wurde ihre Stimme nicht gehört, und ihr Verlust
nicht anerkannt. Schreckliche
Tragödien, die unserem Volk
geschehen sind, haben den Großteil unserer
Aufmerksamkeit in Anspruch
genommen. Viele Einwanderer wurden weit weg von
den Machtzentren geschickt und
mussten mit den Herausforderungen
der Peripherie klarkommen, in Dimona und
Ofakim, in Beit Shean und
Chatzor ha-Glilit. Sie mussten aus dem Nichts
Städte zum Blühen bringen, den
trockenen Wüstenboden
bearbeiten und tagtäglich mit der Verteidigung
der Grenzen des Staates Israel
klarkommen. Es war keine Bösartigkeit, die
dazu führte, dass sie aus den
vorderen Reihen der Führung des
jungen Staates ausgeschlossen waren, doch dieser
Ausschluss führte zu
gerechtfertigter Frustration und Schmerz. Ihre
Stimme wurde ignoriert, doch die
Worte lagen ihnen die ganze
Zeit auf der Zunge, auch wenn sie auf Hebräisch
mit Akzent gesagt wurden, auf
Farsi oder Arabisch – Sprachen, die in
Israel als Sprachen des Feindes galten,
als Quell der Scham. Es dauerte
eine Weile, zu lange, bis die Geschichte der
Einwanderung der Juden aus den
arabischen Ländern und Iran ins
öffentliche Bewusstsein in Israel vorgedrungen
war. Und heute hören wir diese
laute, stolze und eloquente Stimme aus
ihrem Mund und dem ihrer Söhne und
Töchter.
Diese Stimme,
diese Geschichte, muss auch im Bildungswesen
gehört werden, in den Medien, in
den Kultureinrichtungen und in
den offiziellen Einrichtungen des Landes. Und
sie muss auch auf der
internationalen Bühne gehört werden, damit der
historische Fehler korrigiert
werden kann, auch faktisch,
durch Entschädigungs- und Rückzahlungen. Auch
heute sind Teheran und Aleppo,
Bagdad, Sanaa und Tripolis noch Orte, die
für Israelis zu betreten verboten ist.
Und die kulturellen Schätze und
der Besitz, die dort geblieben sind, wurden mehr
als einmal durch Hassregime
zerstört und geplündert. Der Tag
der Auswanderung und Vertreibung aus den
arabischen Ländern und Iran ist
eine Gelegenheit, in der Geschichte
Gerechtigkeit zu schaffen, durch einen
offenen, frischen Blick, der
auch die Probleme der Vergangenheit nicht
ignoriert. Doch mehr als das möchte
dieser Tag, dass wir uns
erinnern und dass wir die kulturellen Schätze,
die in den Gemeinden Israels in
den arabischen Ländern und Iran
entstanden sind, in unsere Herzen aufnehmen und
den wichtigen und prachtvollen
Anteil kennenlernen, den sie am Entstehen einer
gemeinsamen Zukunft hatten, die
heute und im Leben des Staates
Israel entsteht.“
Bezugnehmend auf seine
Absage an den Sänger Amir Benayoun,
der ursprünglich bei der Veranstaltung hatte
auftreten sollen, erklärte der
Staatspräsident: „Der Amtssitz des Präsidenten
gehört nicht mir, ich wurde
gewählt, um alle israelischen
Bürger zu vertreten. Ich war immer entschieden
gegen Boykotte, und ich
boykottiere niemanden. Kein Künstler
braucht eine Erlaubnis, um zu sagen, was er
möchte, solange dies in den
Grenzen der Meinungsfreiheit liegt. Dennoch kann
und muss das Präsidialamt als
Haus aller Bürger Israels
besonders vorsichtig sein, wenn es um die Würde
und den Stand aller Bürger
Israels geht und hier besondere Sensibilität
walten lassen gegenüber der
öffentlichen Meinung und der
Atmosphäre auf der Straße, besonders in diesen
angespannten Zeiten.“
(Präsidialamt, 30.11.14)
Aus Anlass des offiziellen Gedenktages
wird in der Akademie der
Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin am 2.
Dezember der Film „The Dove
Flyer“ (מפריח היונים) gezeigt, der sich mit
der Geschichte der irakischen Juden
auseinandersetzt. Im Anschluss
wird es eine Podiumsdiskussion zum Thema des
Films geben. Zu der
Veranstaltung lädt die Botschaft des Staates
Israel gemeinsam mit der
Konrad-Adenauer-Stiftung und der
Deutsch-Israelischen Gesellschaft ein.
http://newsletter.israel.de/i/ARshopnzu61m1d8_CKVN4A
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